Seit 2004 verleihen die Film- und Medienstiftung NRW und der HDF KINO jährlich den Herbert Strate-Preis an Persönlichkeiten, die sich in besonderem Maße um den deutschen Film verdient gemacht haben.
Der diesjährige Preisträger, Schauspieler Mario Adorf, blickte in einem Gespräch zum Abschluss des Film- und Kinokongresses NRW am 5. November in Köln auf seine mehr als sechs Jahrzehnte umfassende Laufbahn zurück. In der unmittelbaren Nachkriegszeit sei es zunächst ein eher utopischer Berufswunsch gewesen, Schauspieler zu werden, berichtete der in der Eifel aufgewachsene Halbitaliener. Dennoch setzte er sein Vorhaben in die Tat um. In launigen Erzählungen erinnerte sich Adorf an sein eigentlich misslungenes Vorsprechen an der Otto-Falckenberg-Schule in München, wo er aber doch zur Schauspielausbildung zugelassen wurde, und an seine Zusammenarbeit mit dem Regisseur Robert Siodmak. Nachdem dieser zunächst das verletzte Bein des Schauspielers verarztet hatte, verpflichtete er ihn für die Hauptrolle in „Nachts, wenn der Teufel kam“. Adorf räumte ein, dass er diesen Film heute mit gemischten Gefühlen betrachte. Viel später habe sich herausgestellt, dass der von ihm dargestellte, vermeintliche Serienmörder in Wahrheit wohl unschuldig war und vom NS-Regime gezielt für unaufgeklärte Morde verantwortlich gemacht wurde.
Der Schauspieler stellte in Aussicht, dass der Stoff noch einmal mit den neuen Erkenntnissen aufbereitet werden könnte. Auch auf seine internationalen Projekte mit Regisseuren wie Sam Peckinpah ging Adorf beim Kongress in Köln ein. Sein damaliger Agent habe sogar den Wunsch geäußert, dass sich der deutsche Schauspieler ganz in Hollywood niederlassen und als „Mexikaner“ vermarkten lassen sollte. Das sei für ihn jedoch nicht in Frage gekommen. Stattdessen feierte er in der Ära des Neuen Deutschen Films in den 70er Jahren bemerkenswerte Erfolge, u. a. in Volker Schlöndorffs „Die Blechtrommel“ und „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“.
Die letztgenannte Böll-Verfilmung, entstanden während der aufgeheizten Debatten der RAF-Zeit, sei auch in politischer Hinsicht eine sehr interessante Produktion gewesen, befand Adorf. Er habe nie bereut, dass er an diesem Film mitgewirkt habe. Nach wie vor ist er für nationale Kino- und TV-Produktionen aktiv. Laut Adorf sei es aber bedauerlich, dass der deutsche Film aufgrund der Sprache nur wenig Beachtung auf dem internationalen Markt fände – abgesehen von einzelnen großen Erfolgen.