Beim 10. Film- und Kinokongress NRW, den die Film- und Medienstiftung online ausrichtete, stand auch das Thema Social Media aus Sicht der Verleihbranche auf der Tagesordnung. Holger Recktenwald, Geschäftsführer und Gründer von mindjazz pictures, Volker Lauster, Leiter der Agentur derlauster und zuvor langjähriger Marketing Director von 20th Century Fox of Germany, sowie Elisa May, Geschäftsführerin der Agentur für Filmkommunikation Kern des Ganzen, diskutierten darüber mit Moderator Dominik Porschen.
Die Nutzung von Social Media habe die Art und Weise, wie die Herausbringung eines Films kommuniziert werde, grundlegend verändert, erklärte May. Es gehe nun darum, einen Mehrwert über den Film hinaus zu bieten. Wichtig sei es, die Nutzer der sozialen Netzwerke zur Interaktion einzuladen und zu erreichen, dass sie Beiträge zu den Filmen weiterempfehlen. Als Agentur sei es eine Aufgabe von Kern des Ganzen, entsprechenden Content zu koordinieren und an die passenden Kooperationspartner weiterzuleiten, berichtete May. Ein Kinobetreiber zum Beispiel könne sich angesichts der Vielzahl an Neustarts kaum selbst intensiv mit den Inhalten der Filme befassen und aussagekräftige Social-Media-Posts dazu erstellen. Dies sei aber der Fall, wenn das Material entsprechend angeliefert werde.
Lauster rief dazu auf, Social Media nicht mehr als neues Phänomen zu betrachten, sondern als etablierten Marketingkanal – auf einer Stufe mit Radio, Zeitung oder TV. Wichtig sei vor allem die Kommunikation mit den Usern, die man halten und fördern müsse. Bei der Produktion sollte Social-Media-Content schon frühzeitig auf dem Zettel stehen, befand der langjährige Marketing Director des Fox-Verleihs. Er sei zum Beispiel davon überzeugt, dass Blicke hinter die Kulissen, etwas beim Set-Aufbau oder dem Schneidern von Kostümen, für viele filminteressierte Menschen interessant seien. Facebook, mit dem sehr viel Reichweite generiert werden könne, stufte Lauster als „VW Golf unter den Social-Media-Kanälen“ ein. Aber auch Plattformen für jüngere Zielgruppen wie Tiktok oder Twitch dürfe man bei der Vermarktung von Kinofilmen nicht außer Acht lassen – insbesondere, wenn es um den Blockbuster- und Mainstream-Bereich gehe.
Zu mehr Gemeinsamkeit bei der Vermarktung rief Holger Recktenwald auf. Er sei mit den Social-Media-Aktivitäten seines auf Dokumentarfilme spezialisierten Verleihs bislang zufrieden, sehe jedoch Schwierigkeiten bei der Budgetierung. Er stelle sich die Frage, ob es nicht möglich wäre, schon zu einem frühen Zeitpunkt eine Verleihförderung zur Verfügung zu stellen, die dann in die Entwicklung von Social-Media-Kampagnen fließen könne. Grundsätzlich sei bei der Auswertung von Filmen eine intensivere Zusammenarbeit von allen Beteiligten aus der Branche wünschenswert – von Produktion und Förderung bis hin zu Verleih und Festivals. Recktenwald regte in diesem Zusammenhang auch einen möglichen Austausch von Daten an, um die Erfolge von Kampagnen besser beurteilen zu können.