Der Dokumentarfilm „Schwarze Adler“ über Spielerinnen und Spieler in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft erntete im April bei seinem Start auf Amazon Prime Video viel Lob von Kritik und Publikum. Beim virtuellen 5. NRW-Dokutag der Film- und Medienstiftung NRW sprach Moderatorin Ute Soldierer mit Leopold Hoesch, dem Geschäftsführer der verantwortlichen Produktionsfirma Broadview TV über die Entstehungsgeschichte und die Auswertung des 100-Minüters. Die Frage, ob man „Schwarze Adler“ ins Kino bringen wolle, habe sich gar nicht gestellt, weil zum Zeitpunkt der Fertigstellung die Lichtspielhäuser geschlossen gewesen seien, berichtete Hoesch. Durch die Corona-Krise sei die gelernte Form des Filmvertriebs ein wenig aus den Fugen geraten. Dadurch ergebe sich auch die Chance, neue Auswertungsformen auszuprobieren. Auch Amazon Prime Video als Lizenznehmer sei für diese Experimentierfreude offen gewesen. Der Streamingdienst habe es akzeptiert, dass der Free-TV-Partner ZDF „Schwarze Adler“ bereits im Juni ausstrahlen dürfe. Hoesch hält auch danach noch eine Kinoauswertung für denkbar. Das Kino sei alles andere als tot, betonte der Produzent. Er sei davon überzeugt, dass es nach der Pandemie noch mehr wertgeschätzt werde als zuvor.
Geritt Roth, Principal Content Acquisition und Head of Film Acquisition Deutschland bei Amazon Prime Video, betonte bei der virtuellen Konferenz, dass sein Unternehmen bei der Gestaltung der Auswertung flexibel aufgestellt sei. Wichtig sei es, im Doku-Bereich authentische, relevante und bewegende Inhalte für die Plattform zu finden. Für interessante Stoffe wie eben „Schwarze Adler“ lasse sich immer auch ein Kompromiss finden, der eine zeitnahe Auswertung auf anderen Plattformen ermögliche, so Roth. Aus Sicht von Amazon sei es auch nicht zwingend, die Nutzungsrechte an einem Film über viele Jahre hinweg zu halten. Insgesamt machten dokumentarische Formate noch keinen allzu großen Teil des Programms bei dem Streamingdienst aus. Die bereits vorhandenen Inhalte funktionierten allerdings gut, führte der Film-Einkaufschef von Amazon aus. Auch er beobachte, dass dieses Segment im Wachstum sei.