Die neue Politik der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG DOK) hinsichtlich der Honorarvergütung für Dokumentarfilmschaffende war eines der Themen beim virtuellen 5. NRW-Dokutag der Film- und Medienstiftung NRW. Der Co-Vorsitzende des Verbandes, David Bernet, äußerte sich dazu im Gespräch mit Sonja Hofmann, Geschäftsführerin des Filmbüro NW. Grundsätzlich lasse sich im Markt ein Boom für dokumentarischen Produktionen beobachten, so Bernet. Gerade bei der Online-Nutzung seien Programme aus diesem Genre gefragt, bevorzugt auch längere Formate. Streamer wie Netflix sorgten mit großen Werbeaufwand dafür, dass die bei ihnen abrufbaren Dokumentationen in hohem Maße beachtet würden.
Anfang des Jahres hatten die AG DOK und der Bundesverband Regie für Aufsehen gesorgt, als sie sich nach langen Verhandlungen mit den Sendern der ARD und der Produzentenallianz auf gemeinsame Vergütungsregelungen (GVR) für Auftragsproduktionen verständigten. Darin wurden u.a. Mindesthonorare für Regisseur*innen und Autor*innen festgeschrieben, ebenso wie ein Anspruch auf eine zusätzliche Vergütung des Mehraufwands bei besonders anspruchsvollen Projekten. Auch auf ein Nachvergütungsmodell für Wiederholungen einigten sich die Parteien, bei dem der bisher übliche Buy-out durch ein Punktemodell ersetzt wird. Dabei handele es sich um einen Kompromiss, betonte Bernet. Es gehe letztlich um eine Art von Bestseller-Honorierung, da sich die potenzielle Reichweite der Ausstrahlungen auf die Höhe der Wiederholungs-Vergütung auswirke.
Nach wie vor sei noch eine Menge zu tun, um eine faire Vergütung für Dokumentarfilmschaffende zu erreichen, erklärte der Co-Vorsitzende der AG DOK. So sei etwa der gesamte Bereich der Online-Nutzung bislang nur sehr provisorisch geregelt. Bis Ende des Jahres solle hierfür eine Lösung gefunden werden. Generell herrschten im dokumentarischen Segment immer noch zu oft prekäre Arbeitsbedingungen, gab Bernet zu bedenken. Für aufwendige Filme, die auch für eine Kinoauswertung in Frage kämen, seien oftmals zwei Jahre Arbeit erforderlich. Dieser lange Zeitraum müsse sich auch in einem angemessenen Honorar niederschlagen. Es gehe darum, behutsam einen Weg zu ordentlichen Arbeitsbedingungen zu finden, ohne den Markt zu zerstören.