Mehr als 50 Filmprojekte sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten von Gerd Ruge Stipendiaten realisiert worden. Vier der Filmemacher*innen sprachen beim virtuellen 5. NRW-Dokutag über ihre Erfahrungen, darunter auch Uli Gaulke. Er erhielt 2002 im allerersten Jahrgang das Stipendium für seine Dokumentation „Comrades in Dreams“ über Kinobetreiber in vier unterschiedlichen Ländern, die u.a. in Nordkorea gedreht wurde – damals ein absolutes Novum für ein deutsches Filmteam. Der Film sei nicht zuletzt aufgrund seiner Bildsprache viel beachtet worden, erklärte Gaulke im Gespräch mit Moderatorin Ute Soldierer. Die finanziellen Mittel aus dem Gerd Ruge Stipendium hätten es überhaupt erst möglich gemacht, sich die Zeit für die Entwicklung des visuellen Konzepts zu nehmen.
Für Luzia Schmid war das Stipendium für ihren Film „Lost in Liberia“ im Jahr 2003 ein Wendepunkt. Nach dem Abschlussfilm an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) sei ihre Laufbahn als Filmemacherin ins Stocken geraten. Sie habe bereits darüber nachgedacht, ihre Zelte in Deutschland abzubrechen und zum Schweizer Fernsehen zurückzukehren. Das Gerd Ruge Stipendium habe ihr eine neue Perspektive eröffnet. Sie konnte die Doku über eine junge Entwicklungshelferin im westafrikanischen Liberia realisieren und damit den Grundstein für viele weitere Erfolge legen. Gerade erst wurde Schmid für „Der Ast, auf dem ich sitze“ mit dem Grimme-Preis geehrt.
Im Jahrgang 2016 wurden Pia Hellenthal und Robin Humboldt mit dem Gerd Ruge Stipendium ausgezeichnet. Auch sie kamen in der Gesprächsrunde beim NRW-Dokutag zu Wort. Hellenthal entwickelte mit Hilfe der Förderung ihr Langfilm-Debüt „Searching Eva“, das auf mehr als 70 Festivals gezeigt wurde. In unkonventionellen und herausfordernden Bildern zeichnet die Doku das Porträt einer jungen Frau, die ihr Leben als Social-Media-Star in aller Öffentlichkeit lebt. Für die Entwicklung der besonderen Form des Films sei das Stipendium eine wichtige Grundlage gewesen, betonte Hellenthal. Sie habe dadurch Zeit gehabt, viel zu experimentieren. Auch Humboldt entwickelte mit dem Fördergeld im Rücken einen erfolgreichen Langfilm: „Zuhurs Töchter“ über zwei Transgender-Schwestern, die als Flüchtende aus Syrien nach Deutschland kamen, erhielt vor wenigen Tagen einen Preis beim DOK.fest München. Beim Filmemachen sei es wichtig, Mut zu haben und auch einmal den ursprünglichen eingeschlagenen Weg zu verlassen, befand Humboldt.