Den 5. NRW-Dokutag veranstaltete die Film- und Medienstiftung NRW als virtuelle Konferenz unter dem Motto „Kino, Fernsehen, Plattformen, neue Formate. Der Doku-Markt in Bewegung“. Zum Auftakt der Veranstaltung, die in Kooperation mit dem Filmbüro NW, der Deutschen Filmakademie, der AG DOK und dem Creative Europe Desk NRW durchgeführt wurde, sprach Moderatorin Ute Soldierer mit Arne Birkenstock. Der Geschäftsführer der Kölner Produktionsfirma Fruitmarket und Vorstandsmitglied der Deutschen Filmakademie analysierte die Auswirkungen von Pandemie und Lockdown auf den Bereich des Dokumentarfilms. Es handele sich um einen Ausnahmezustand für die Branche, der aber auch bereits zuvor schon aufgetreten Probleme noch offensichtlicher gemacht habe. Gleichzeitig betrachte er diese Phase auch als Chance, da sie das Ausprobieren alternativer Modelle bei der Auswertung von Filmen ermöglicht habe, betonte Birkenstock.
Der Produzent war mit Fruitmarket u.a. an Milo Raus „Das neue Evangelium“ beteiligt, der mit Unterstützung von 91 Kinos online ausgewertet wurde. Solche gemeinschaftlichen Experimente seien notwendig, um den Dokumentarfilm auch in Zukunft gezielter an sein Publikum zu bringen. Es habe sich in der jüngeren Vergangenheit gezeigt, dass ein Flächenstart im Kino für Filme dieses Genres aber auch für viele Arthouse-Spielfilme nicht mehr funktioniere, so Birkenstock. Events, Festivals, Veranstaltungen mit Mitwirkenden oder auch Vorführung in Kooperation mit themenaffinen Interessengruppen seien bei solchen Inhalten vielversprechender. Alle Beteiligten müssten darüber nachdenken, wie sie von Modellen jenseits der klassischen Auswertungsfenster profitieren könnten. Die zeitgleiche Online-Auswertung könne für das Publikum eine wichtige Ergänzung darstellen, etwa wenn ein Film im Kino nur zu ungünstigen Zeiten am Nachmittag gespielt werde.
Grundsätzlich sei es eine gute Zeit für Regisseurinnen und Autorinnen im nicht-fiktionalen Bereich. Die Nachfrage nach dokumentarischen Stoffen sei immens gestiegen, beobachtet Birkenstock. Das sei nicht zuletzt auch auf die Streamer zurückzuführen. Die Zuschauer*innen sähen gerne Dokumentarfilme, wollten aber selbst entscheiden, wann und wo sie das tun.