Drei aktuelle Serienprojekte wurden im Rahmen eines „Best Practice“-Panels beim 6. NRW-Dokutag der Film- und Medienstiftung NRW am 4. Mai 2022 in Köln vorgestellt. Moderatorin Emily Thomey begrüßte dazu zunächst den Filmemacher Florian Opitz sowie die Produzenten Jan Krüger (Port Au Prince) und Arne Birkenstock (Fruitmarket). Sie gaben erste Einblicke in die vierteilige Doku-Serie „Capital B“, die für WDR, RBB und ARTE entsteht. Darin wird die Entwicklung Berlins in den drei Jahrzehnten nach dem Mauerfall aus unterschiedlichen Perspektiven nachgezeichnet. Das länderübergreifende Sendermodell mit Unterstützung der Filmförderungen aus NRW und Berlin-Brandenburg sei eine sinnvolle Möglichkeit, um die Budgets solch aufwendiger Projekte zu stemmen, betonte Birkenstock. Ins Schema eines finanzkräftigen Streamers wie Netflix mit seinen sehr konkreten Formatvorstellungen passe „Capital B“ eher nicht. So erklärte Opitz, dass man eine freie Dramaturgie gewählt habe. In der ersten Episode werde zum Beispiel ausschließlich das besonders interessante Jahr 1990 thematisiert. Mit Blick auf die Mediatheken-Auswertung sei man auf Anregung von ARTE allerdings von dem ursprünglich angedachten Sieben-Folgen-Format abgerückt, berichtete Krüger.
Vier der insgesamt acht Teile umfassenden Polit-Doku „Macht auf Zeit“ sind bereits ausgestrahlt worden und in der ARD-Mediathek verfügbar. Simon Hufeisen und Dominik Bretsch, die Gründer und Geschäftsführer der verantwortlichen Produktionsfirma Weltrecorder, gaben beim NRW-Dokutag Einblicke in den Entstehungsprozess der Serie, für die Filmemacher junge Politiker:innen aus sechs Parteien im Umfeld der Bundestagswahl 2021 begleitet haben. Eine Zielgruppe seien junge Erwachsene, die bislang nur Bundesregierungen unter der Führung von Angela Merkel erlebt hätten, erklärte Bretsch. Bei der frühzeitigen Auswahl der Protagonist:innen sei ein gutes Gespür notwendig gewesen, um Politiker:innen in der Serie zu haben, die auch nach der Wahl eine wichtige Rolle spielen könnten, so Hufeisen. Im Fall der neuen Grünen-Vorsitzenden Ricarda Lang sei das zum Beispiel optimal gelungen.
Auch die Serie „Reeperbahn Special Unit 65“ über eine in den 1980er Jahren gegründete Sondereinheit der Hamburger Polizei gegen organisierte Kriminalität wurde bei dem Panel vorgestellt. Produziert wird das High End-Projekt von der Gebrüder Beetz Filmproduktion in Zusammenarbeit mit vier ARD-Sendern, darunter der WDR, sowie Studio Hamburg Enterprises. Auf diese Weise sei es möglich, eine solche Serie auch aus Deutschland heraus mit öffentlich-rechtlicher Beteiligung zu finanzieren, erklärte Regisseur und Showrunner Georg Tschurtschenthaler, der zuvor auch an der Beetz-Produktion „Rohwedder“ für Netflix mitgewirkt hatte. „Reeperbahn Special Unit 65“, für die aufwendige Archiv-Recherchen betrieben wurden, fokussiere sich nicht wie True-Crime-Formate auf Täter und Opfer, sondern erzähle aus der Perspektive der Polizist:innen. Zudem werde auch der historische Kontext aufgearbeitet, etwa der Wahlkampf zwischen Schmidt und Strauß im Jahr 1980.