Beim Film- und Kinokongress NRW in Köln befassten sich am 5. November gleich drei Panels mit dem Einsatz neuer Marketing-Modelle im Kinobereich.
Zunächst stellte Prof. Dr. Klaus Goldhammer, Gründer und Geschäftsführer der Beratungs- und Forschungsgruppe Goldmedia, Ergebnisse einer selbst durchgeführten Pilotstudie zum Thema Dynamic Pricing vor. Er zeigte auf, wie die zum Beispiel bei Reiseanbietern und großen eCommerce-Plattformen längst etablierten flexiblen Preismodelle auch im digitalen Kino-Ticketing Anwendung finden könnten. Der optimale Preis für eine Kinovorstellung ändere sich kontinuierlich, die Besucher machten ihre Kaufentscheidung auch von Kriterien wie dem Zeitpunkt der Vorstellung und dem Wetter abhängig, führte Goldhammer aus. Die mit 250 potenziellen Kinobesuchern durchgeführte Untersuchung habe aufgezeigt, dass durch dynamische Preisanpassungen durchaus Steigerungen bei der Auslastung der Vorstellungen erzielt werden könnten.
Margarete Söhner trat anschließend in ihrer Eigenschaft als Vorstandsmitglied von Kinomarkt Deutschland auf und erläuterte die Zielsetzungen der im Mai gegründeten Genossenschaft von Kinobetreibern. Gemeinsam wolle man die Wettbewerbssituation von kleinen und mittelständischen Filmtheatern verbessern. In den deutschen Kinos blieben jährlich mehr als 750 Millionen Plätze frei und unverkauft, führte Söhner aus. Es gehe darum, dieser Entwicklung entgegenzusteuern und zum Beispiel durch digitales Marketing die Reichweite zu verbessern und mit eCommerce-Angeboten im Concessions- und Merchandise-Bereich zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen, führte Söhner aus. Für die Mitglieder von Kinomarkt Deutschland soll eine speziell auf den Kinomarkt zugeschnittene digitale Verkaufsplattform entwickelt werden, die die Kinobetreiber als White Label Shop in ihre Homepages einbinden können.
Wie die digitale Kundenbindung via Smartphone funktionieren könnte, zeigte Katja Struwe, Gesellschafterin und CEO von Trailerdata, in ihrer Präsentation auf. Das Berliner Unternehmen hat die „TrailerApp“ entwickelt, die Nutzer unmittelbar nach einem Kinobesuch noch einmal per Push-Nachricht über die gezeigten Trailer informiert und ihnen die Möglichkeit gibt, diese zu bewerten und in eine Merkliste aufzunehmen. Auch an Freunde, die die App selbst nicht nutzen, könnten via WhatsApp oder E-Mail Empfehlungen verschickt werden. Dem häufig vorgetragenen Problem, dass interessierte Besucher einen Kinofilm verpassen, den sie eigentlich gern gesehen hätte, wirke die Anwendung ebenfalls entgegen, berichtete Struwe. Die User könnten bis zu drei Kinos als Favoriten auswählen und würden benachrichtigt, sobald ein von ihnen positiv bewerteter Film dort zum Einsatz käme.